Infos und Haltungsbedingungen

Herkunft

 

Das Ouessantschaf kommt ursprünglich aus Frankreich, genauer gesagt von der Insel Ile d'Ouessant, die an der Atlantikküste vor der Bretagne liegt. Dort ist durch die natürliche Selektion bei rauhem Klima eine sehr kleine und widerstandsfähige Rasse entstanden, die nicht sehr anspruchsvoll ist. Manche Quellen geben auch an, dass die Selektion zu immer kleineren Tieren dadurch erfolgte, da die größeren Tiere geschlachtet wurden.

 

Zwischen 1930 und 1940 verschwand das Ouessantschaf völlig von der Ile d'Ouessant und der Erhalt der Rasse ist einigen privaten Züchtern auf dem Festland und der G.E.M.O. (Groupement des Eleveurs de Moutons d'Ouessant) zu verdanken.

 

Das erste Mal schriftlich erwähnt wird diese Rasse im Jahre 1754. Im Jahre 1852 gab es noch ca. 6000 Schafe auf der 1562 Hektar großen Insel. Bereits 1977, ein Jahr nach der Gründung der G.E.M.O., zählte man nur noch knapp 500 Tiere der Rasse in ganz Frankreich.

 

Die größte Population an Ouessantschafen gibt es in den Niederlanden und Frankreich. In Belgien, Deutschland, Großbritannien und der Schweiz gibt es kleinere Züchtervereinigungen. Einzelzuchten und Hobbyhalter gibt es inzwischen bei uns in Italien, Österreich, Tschechien, Lettland, Estland, Dänemark, Norwegen und anderen Ländern Europas.

 



Rassenstandard

Dies ist der offizielle  Rassenstandard der GEMO, definiert in der Generalversammlung vom 05.12.1981 und geändert durch die Generalver-sammlung vom 16.11.1991.

 

 

Kopf: Fein und regelmäßig, mit Hörnern für die Schafböcke, die Mutterschafe sind hornlos, Nasenrücken und Stirn bilden eine gerade Linie. Bei den Schafböcken ist ein ein leichter Ramskopf erlaubt.

 

Auge: mit Glanz, wacher Blick, die Augenhöcker sind hervorstehend.

 

Ohr: Fein, klein, kurz, beweglich, leicht aufgerichtet.

 

Horn: Dunkel für die schwarzen und braunen Ouessant, hell für die Weißen, der dreieckige Teil ist stark gerollt mit einer einzigen Windung und gutem Abstand vom Kopf.

 

Hals: Rund, ohne Wamme, Krawatte bei den männlichen Tieren.

 

Rumpf: kein hervorstehender Widerrist, tiefe Brust.

 

Rücken: Gerade Oberlinie, vom Widerrist bis zum Schwanzansatz.

 

Becken: Breit.

 

Gliedmaßen: Fein, von mittlerer Länge, gut proportioniert, gerade Stellung. Dunkle Klauen für schwarze und braune Tiere, helle für Weiße.

 

Schwanz: Kurz, Ende über Sprunggelenk.

 

Maximale Widerristhöhe: Widder: 49 cm. Mutterschaf: 46 cm. (Im Erwachsenenalter = 3 Jahre.)

 

Farbe: Alle einheitlichen Farbtöne: schwarz,  weiß,  braun. Bei weißen Tieren sind rötliche Stellen im Nachen, am Schwanzansatz und an den Beinen erlaubt, dies sollte mit zunehmenden Alter verblassen. 

 

Wolle: Die Wolle ist vom Typ sehr primitiv, Grannenhaare sind vorhanden und besonders betont beim Schafbock: an der Kehle (Krawatte), am Hals, den Oberschenkeln und entlang der Wirbelsäule. Diese Haare müssen im gleichen Farbton wie das gesamte Vlies sein, sind aber möglicherweise dunkler.

Farbe: Schwarz, Braun, Bräunlich, Weiß. Die Pigmentierung muss im gesamten Vlies einheitlich sein.

Ausbreitung: die Wolle bedeckt die Stirn, einen Teil der Wangen und den ganzen Körper bis mindestens zu den Knien und Sprunggelenken.

Textur: Halbgeschlossenes, kompaktes Vlies, Strähnen von 8-10 cm Länge nach einer Wachstumsphase von 12 Monaten. 

Mittlere Feinheit: 25 bis 28 Mikron.

 

Fehler: Zu groß, schlechte Beine, schlechte Klauen, über entwickelte Gliedmaßen, Schwanz zu lang, Ohren zu groß, Ramsnase bei weiblichen Tieren, zu starke Ramsnase bei Böcken.

Glöckchen (Hautlappen wie Ziegen) am Hals.

Für Schafböcke: Hörner zu asymmetrisch, oder zu schwach ausgeprägt, oder zu eng/zu weit. Keine Hörner.

Zweifarbige oder scheckige Vliese sind nicht rassespezifisch

 

 

Selten sind bei Muttertieren kleine Hornansätze ohne Knochen aufgetreten dies ist kein Fehler, aber nicht anzustreben.

 

Obwohl dies außerhalb des Rassestandards liegt ist anzumerken, dass Einlingsgeburten der Normalfall sind für die Rasse; Zwillingsgeburten sind sehr selten und werden nicht angestrebt

 



Haltungsbedingungen

Grundvoraussetzungen - Ouessantschafe sind wie alle Schafe Herdentiere, sie dürfen nicht allein gehalten werden! Mindestens 3-4 Schafe sind Pflicht (so richtig wohl fühlen sich Schafe jedoch erst ab einer Herdengröße von 8-10 Tieren), wobei für drei Tiere ca. 1500 m² Weide gerechnet werden muss (500m² pro Tier).

 

Grundbedürfnisse - Ouessantschafe benötigen einen an drei Seiten geschlossenen Unterstand, frisches Wasser, Gras und/oder Heu zur freien Verfügung und einen Salzblock, sowie einen Mineralleckstein (gibt es extra für Schafe). Die Weiden müssen ausbruchsicher eingezäunt sein. Mindestens einmal täglich sollten die Schafe kontrolliert werden, während der Lammzeit auch öfter!


Fütterung - Die Schafe kommen aus einer sehr kargen Region, sie gedeihen auch auf mageren Weiden
. Heu sollte immer zur freien Verfügung stehen, damit die Tiere ihren Bedarf an Raufutter decken können, nach meiner Erfahrung, wird das Heu jedoch kaum angerührt, solange es genug Gras und Kräuter gibt. Im Winter muss gutes Heu (2. Schnitt) gefüttert werden. Auch Feuchtfutter wie Äpfelstückchen und Möhrchen werden dann gerne genommen.

 

Ouessants brauchen kein Kraftfutter, höchstens trächtige Mutterschafe kann man im letzten Drittel der Trächtigkeit und während der Laktation, bis es wieder genügend Gras gibt, mit einer kleinen Handvoll Kraftfutter pro Tag unterstützen. Jede Futterumstellung muss unbedingt langsam erfolgen! Die Fütterung von altem oder trockenem Brot sollte wenn überhaupt, nur in Maßen erfolgen. Schimmeliges Brot darf keines gefüttert werden, da die Tiere ansonsten ernsthafte Verdauungsprobleme bekommen oder sogar sterben können.

 

Die Schafe müssen immer Zugang zu einem Salz- und einem Mineralleckstein (bzw. Leckmasse) haben. Diese müssen sauber und trocken am besten leicht erhöht angebracht werden. Viele Menschen unterschätzen die Wichtigkeit dieser Salz- und Mineralienlieferanten, besonders bei uns in Südtirol, ist damit jedoch nicht zu Spaßen! Es gibt bei uns nämlich in bestimmten Gebieten einen Mangel an Selen und Jod, der manchmal sogar mit einem Leckstein nicht ausgeglichen werden kann. Besonders bei tragenden Mutterschafen und Lämmern kann ein Mangel tödlich enden, deshalb wäre es angemessen in regelmäßigen Abständen stichprobenartig Blutproben analysieren zu lassen um den Gesundheitszustand der Tiere zu überprüfen und potenzielle Mängel zu erkennen bevor etwas passiert. 
Achtung!! der Leckstein darf kein Kupfer enthalten, Schafe vertragen kein Kupfer!  

 

Schur - Mindestens einmal im Jahr wird geschoren. Die Schur sollte frühestens Ende Mai/Anfang Juni erfolgen, sodass die Tiere nicht frieren. Ein zweites Mal kann eventuell im September geschoren werden.

Achtung!! Einige Ouessantschafe haben Glöckchen (Hautlappen wie Ziegen) am Hals.

 

Klauenpflege - Je nach Bodenbeschaffenheit muss man 2-6 Mal im Jahr die Klauen schneiden. Bei unseren steinigen Böden und relativ steilen Hängen kommen wir gut mit 3 Mal Klauen schneiden aus. Man merkt, dass ein Klauenschnitt fällig ist, wenn die Klauenränder länger werden und sich gegebenenfalls einrollen. Außerdem sehen die Klauen von Außen betrachtet unverhältnismäßig lang und spitz aus. Die Klauen sollten so geschnitten werden, dass die gesamte Unterseite der Klaue eine gerade Fläche bildet.

 

Innenparasiten - Wir entwurmen erst wenn die eingeschickten Kotproben positv zurückkommen, das heißt es wurden Würmer oder Wurmeier im Kot gefunden. Diese regelmäßigen Kotproben (bei uns 4 Mal im Jahr) sind sinnvoll um nach einer festgestellten Parasitenbelastung gezielt Parasiten zu bekämpfen, ohne dass der Organismus wurmfreier Tiere unnötig mit chemischen Produkten belastet wird. Ich nehme für die Kotproben stichprobenartig frischen Kot von 15-25% der Tiere meiner Herde. Der Kot muss unbedingt frisch sein, am besten wird er vom After der Tiere abgesammelt oder aber direkt nach dem Absetzen des Kotes aufgesammelt.

 

Außenparasiten - hier sollte man die Tiere regelmäßig beobachten und wenn z.B. häufiges Kratzen auffällt, die Haut auf kleine Tierchen untersuchen (am Besten geht das nach der Schur). Bei Bedarf kann man entsprechende Mittel gegen Außenparasiten einsetzen. 

 

Impfungen - in Südtirol sind Clostridien die Nr. 1 Todesursache bei Schafen, weshalb die Impfung gegen Clostridien selbstverständlich sein sollte. Dabei muss die Grundimmunisierung schon beim wenige Monate alten Lamm erfolgen. Es wird mit ca. 2 Monaten das erste Mal geimpft und ein Monat später nochmals, um eine Grundimmunisierung zu gewährleisten. Dann erfolgt die Impfung alle 6-12 Monate. Bei Mutterschafen am besten einmal 4-6 Wochen bevor die Geburten anstehen, damit die Lämmer einen gewissen Schutz über die Muttermilch aufnehmen können. Über weitere empfohlene Impfungen kann der zuständige Amtstierarzt Auskunft geben.

 

Brunst & Lammung - Brunst ist von Ende September bis Anfang Januar, die Lämmer kommen normalerweise ca. 150 Tage (+/- 5 Tage) nach dem erfolgreichen Deckakt von Anfang März bis Anfang Juni zur Welt.

 

Krankheiten - Ouessantschafe sind eigentlich eine sehr robuste Schafrasse. Doch auch sie können nur mit einem Minimum an guter Pflege gesund bleiben. Dessen sollte sich jeder bewusst sein, der an die Anschaffung dieser Rasse denkt. Robust und widerstandsfähig heißt nämlich nicht, dass man die Schafe das ganze Jahr vernachlässigen oder sich selbst überlassen kann! Wenn die Grundbedürfnisse wie trockener, zugfreier Unterstand, gutes Heu (2. Schnitt) und Gras, frisches Wasser und die ausreichende Versorgung mit Mineralien und Vitaminen sichergestellt sind, kann man sich normalerweise an gesunden und kräftigen Tieren erfreuen.

 

Eine Krankheit, die bei Ouessants häufiger auftritt ist die Augenentzündung. Dabei werden die Augen von einem milchig-weißen Schleier überzogen und tränen. Die Schafe blinzeln häufig und meiden die Sonne. Bei dieser Krankheit habe ich die Erfahrung gemacht, dass man am Besten gar nichts macht. Wenn die gesamte Herde durchseucht und Antikörper bildet, vergeht die Entzündung nach 2-3 Wochen von alleine. Normalerweise kommt sie dann auch nicht mehr wieder. 

 

Gefahren - Der Fuchs kann zum Feind für die winzigen Lämmchen werden. Da die Füchse vom Blutgeruch angezogen werden, sollte die Nachgeburt sofort nach Beendigung des Geburtsvorganges entfernt werden (wir verbrennen sie oder verfüttern sie an den Hund, wird sie in der Mülltonne entsorgt kann sie nämlich weiterhin Raubtiere anlocken) und das Neugeborene muss in den ersten Tagen unter besonderer Beobachtung stehen, bis es ganz trocken und sauber ist und ihm keine Blut- und Schleimreste mehr anhaften. Manchmal kann es auch helfen Mutter und Kind die erste Woche Nachts aufzustallen, bis das Lamm seine Bewegungen gut kontrollieren und der Herde folgen kann.

 

Heunetze und Weidenetze können zur Gefahrenquelle für die Schafe werden, da sich die Böcke mit den imposanten Hörnern darin erhängen können und auch weibliche Tiere haben sich schon mit den Füßen oder dem Kopf in solchen Netzen verfangen. Bei Zäunen empfehle ich sowieso entweder Wildzaun oder wenn es schon ein Stromzaun sein soll, dann Litze mit ordentlich Strom, da können sich die Tiere wenigstens nicht darin verheddern.

 

Bei guter Pflege können Ouessantschafe zwischen 12 und 18 Jahre alt werden. Es hat Schafe gegeben, die 23 Jahre alt wurden - dies sind aber sicher Ausnahmen.

 



Gruppenzusammensetzung

Wenn man züchten möchte empfiehlt es sich natürlich mit 2-3 Mutterschafen und einem schönen Schafbock anzufangen, Ouessants leben aber auch sehr unproblematisch in gleichgeschlechtlichen Gruppen. Besonders für Halter, die sich nicht mit der Zucht auseinandersetzen möchten und die eine konstante Anzahl von Tieren für eine bestimmte Fläche als tierische Rasenmäher benötigen bietet sich eine Herde bestehend aus Schafböcken geradezu an.

 

Die männlichen Tiere sind sowohl in der Anschaffung deutlich günstiger als ihre weiblichen Artgenossen, als auch ein besonderer Blickfang, dank ihrer imposanten Hörner. Weitere Vorteile sind auch, dass die Schafböcke nach meiner Erfahrung etwas leiser sind als die Mutterschafe (weniger blöken, denn besonders während der Lammzeit können die Mütter sehr laut werden). Schafböcke sind zudem sehr verträglich in der Herde und wird doch einmal mit den Köpfen zusammengestoßen, passiert das nur im Spiel oder um die Rangordnung zu klären und schon wenige Sekunden später grasen die beiden Streithähne wieder friedlich nebeneinander. Bei uns haben sich sogar richtige Männerfreundschaften entwickelt.

 

Sollen die Schäfchen zutraulich werden, so empfehle ich den Kauf kastrierter Schafböckchen. Sie werden wesentlich schneller zahm als weibliche Tiere und können richtig anhänglich werden. Auch unkastrierte Böcke werden schneller zahm als ihre weiblichen Kollegen, durch die männlichen Hormone können sie jedoch richtiggehend aggressiv werden, wenn sie den Respekt vor dem Menschen verlieren. Die Kastration verhindert solches Verhalten.


 

Ouessantschafe vom Plateidhof

St.Georgstr. 14 | 39011 Lana/Völlan (BZ)

E-Mail: m.steffi@hotmail.com

Tel: 0043 6 818 135 4362