Meine Gedanken zur Zucht

Ich züchte nun schon seit einigen Jahren hobbymäßig eine der wundervollsten Schafrassen die es für mich gibt. Das Ouessantschaf. Diese kleinen, aufgeweckten und lustigen Kerlchen sind aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken und bereiten mir seit all den Jahren unglaublich viel Freude. War ich am Anfang noch eher ahnungslos, was diese Schafrasse betrifft, so habe ich in den letzten Jahren vor allem dank des Forums für Ouessantliebhaber und dem Besuch einiger Treffen und Ausstellungen in Deutschland und Frankreich, bei denen ich wunderschöne Ouessantschafe live sehen konnte und einiges über die Bewertung von Ouessants erfuhr, viel dazugelernt. Heute gelten meine Prioritäten nicht mehr nur der Zucht gesunder, kleiner Schäfchen, sondern ich möchte darüber hinaus auch dazu beitragen diese Rasse zu erhalten und zu schützen. Dazu gehört für mich auch mit garantiert reinrassigen Herdbuchtieren zu züchten, denn im Internet werden so ziemlich alle Schafe die kleiner sind als 60cm als "Ouessants" angeboten, was der Rasse sehr schadet.

 

Langfristig habe ich mir zwei Ziele gesetzt: die Zucht rassetypischer, gesunder Ouessants mit Herdbuchpapieren in den Farben weiß und braun sowie die Zucht schwarzer, hochprozentig bretonischer Tiere, Ouessantschafe deren Abstammungen auf die Ursprungsbestände in der Bretagne zurückverfolgt werden können.

 

Auf jeden Fall möchte ich aber, dass die zukünftigen Besitzern meiner Schafe, an bei mir gekauften Tieren mindestens genau so viel Freude haben wie ich. Deshalb möchte ich hier gerne über meine Gedanken zur Zucht schreiben, auf welche Sachen ich besonderen Wert lege und welche Richtung ich für meine Zucht vorgesehen habe.

 

 

Mein oberstes Gebot bei der Zucht von Ouessantschafen ist es gesunde Schafe zu züchten.

 

Die größte Schwäche dieser Rasse sind sicherlich die Zähne. Da Schafe normalerweise mit 4-6 Jahren geschlachtet werden, kommt das Thema frühzeitiger Zahnverlust gar nicht erst auf. Bei Ouessants, die bei guter Pflege, als tierische Rasenmäher auch recht alt werden können und sollen, ist dies natürlich ein größeres Problem. Zum Glück wird bei Ouessants beobachtet, dass auch Tiere ohne Schneidezähne noch lange gut leben können, solange mit den wichtigen Backenzähnen alles passt. Da Zahnfehlstellungen und Zahnprobleme vererbt werden, achte ich immer besonders darauf, dass meine Zuchttiere weder einen Unter- noch einen Überbiss und auch keine sonstigen Fehlstellungen aufweisen. Langfristig möchte ich auch den Schneidezahnverlust in den Griff bekommen, der durchschnittlich mit 5-7 Jahren einsetzt.

 

Ein weiterer sehr wichtiger Punkt ist ein korrektes Gebäude. Nur ein Schaf ohne Bein- und Rückenprobleme kann auch einen normalen Bewegungsablauf zeigen und somit ein beschwerdefreies Leben führen. Deshalb sind für mich gerade, kräftige Beine mit harten, geschlossenen Klauen und eine gerade Rückenlinie sehr wichtig. 

 

Etwas, dem viel zu viele Züchter nicht genügend Beachtung schenken ist die Leichtlammigkeit der Auen. Bei uns gab es in all den Jahren Zucht noch nie ein Problem bei der Geburt der Lämmer, alle Auen haben ihre Lämmer immer komplikationslos, ohne fremde Hilfe zur Welt gebracht und die Mütter waren nach der Geburt wieder fit und haben sich gut um die Lämmer gekümmert. Für mich ist es deshalb wichtig, dass meine Mutterschafe ein genügend breites Becken haben, durch das ein Lamm problemlos passt. Die Aue sollte auch nicht zu klein sein und der Bock auf keinen Fall zu groß.

 

Natürlich werden meine Tiere bei Bedarf auch entwurmt und geimpft. Die Klauen werden bei uns so oft wie nötig geschnitten und noch einmal vor einem bevorstehenden Verkauf. Dass meine Schafe bei gesundheitlichen Problemen zum Tierarzt gebracht werden und entsprechende medizinische Hilfe bekommen oder im schlimmsten Fall erlöst/geschlachtet werden, sehe ich als selbstverständlich an, denn kein Tier sollte unnötig leiden.

 

 

Genau so wichtig wie die Gesundheit meiner Schafe, ist mir, dass meine Tiere dem Rassenstandard entsprechen. Die Eigenheiten einer Rasse können nur bewahrt werden indem bei der Zucht großer Wert auf die Einhaltung des Rassenstandards gelegt wird um möglichst typgerechte Tiere zu züchten. Bei den Ouessants ist dies ein kleines, anspruchsloses Schaf, das mit allen Wetterbedingungen gut zurechtkommt, das ganze Jahr im Freien bleiben kann und auch mit kargem Futterangebot gut leben kann.

 

Von der Größe her werde ich langfristig versuchen ein gesundes Mittelmaß anzustreben. Bei den Mutterschafen schwanken meine Idealmaße um die 42-44cm, bei Böcken um die 45-47cm. Damit möchte ich dem Trend von immer kleineren Schafen entgegenwirken, der auch gesundheitliche Probleme (zB. Probleme bei der Geburt) mit sich bringen kann. Des weiteren lege ich Wert auf einen kompakten Körperbau und bei den Böcken strebe ich schöne Hörner mit gutem Abstand vom Kopf an. Außerdem ist eine dichte, schützende Wolle wichtig für das Wohlbefinden der Tiere.

 

Ein neumodischer Trend, dem ich nicht folgen möchte ist die Züchtung von Ouessantschafen, die "perlweiß", "lackschwarz" oder "schokobraun" sind. Für diese Rasse ist das Ausbleichen oder Ergrauen dunkler Fließe in der Sonne oder mit dem Alter, oder rötliche Anflüge im weißen Fell typisch und das Züchten von immer "reineren" Farben ist deshalb nicht in meinem Interesse. Auch die Vorliebe der deutschen Züchterkollegen für unbewollte Schwänze teile ich nicht, da im französischen Rassenstandard bewollte sowie unbewollte Schwänze erlaubt sind. Es ist jedoch wichtig, dass sie oberhalb des Sprunggelenkes enden. Im Allgemeinen möchte ich lieber dem französischen Rassenstandard folgen. 

 

 

Wichtig ist für mich auch der Charakter meiner Tiere. Meine Mutterschafe sind sehr zahm, kommen auf mein Rufen und fressen auch aus der Hand, natürlich gibt es auch da von Tier zu Tier Unterschiede, einige sind richtige Streichelschafe, andere halten dann doch lieber einen Meter Abstand, aber meine Tiere sind weder besonders schreckhaft noch zu aufdringlich.

 

Bei den Schafböcken ist es mir wichtig, dass sie den gesunden Respekt vor dem Menschen nicht verlieren und auf Abstand bleiben. Verliert ein Bock diese Distanz, da man ihm aus der Hand zu fressen gibt oder ihn streichelt, kommt es sehr oft vor, dass er zu stoßen anfängt. Obwohl die Tiere so klein sind, kann ein ordentlicher Stoß in die Kniekehlen sehr wohl weh tun und auch einen Erwachsenen zum Stürzen bringen. Bei Kindern ist das sogar noch gefährlicher. Deshalb möchte ich davor warnen, Schafböcke zu verhätscheln. Ich selbst habe einmal einen Bock aus einem Streichelzoo übernommen, unser zutraulichstes Ouessant, er liebte es überall gestreichelt zu werden, aber man musste ihn immer im Auge behalten, sonst fand man sich plötzlich auf dem Boden wieder. So ein Tier würde ich selbst nicht verkaufen wollen.

 

 

Etwas, das mir persönlich sehr wichtig ist, und das für mich eine seriöse Zucht ausmacht, ist die Beratung und auch die Hilfe vor und nach dem Kauf. Für mich ist es wichtig, dass ich einen Käufer meiner Tiere persönlich kennen lerne und evt. auch Bilder von der Weide und dem Unterstand sehen kann. Ich möchte, dass jeder, der an meinen Schäfchen interessiert ist weiß, dass er gerne nach vorheriger Absprache (per Telefon oder E-Mail) bei uns vorbeikommen kann um sich ein Bild von mir als Züchterin, den Haltungsbedingungen und vor allem von den Schäfchen zu machen. Außerdem stehe ich gerne bei Fragen zur Verfügung oder gebe Ratschläge, was die Haltung der kleinen Schäfchen angeht. Auch nach dem Kauf möchte ich nicht den Kontakt abbrechen, helfe gerne bei Fragen oder Problemen und freue mich immer über Bilder ehemaliger Tiere.

 

Ich hoffe ich konnte hier einigermaßen meine persönlichen Gedanken zur Zucht auf den Punkt bringen und freue mich schon darauf nette Menschen zu treffen die diese besondere Schafrasse näher kennen lernen möchten.

 

 

Ouessantschafe vom Plateidhof

St.Georgstr. 14 | 39011 Lana/Völlan (BZ)

E-Mail: m.steffi@hotmail.com

Tel: 0043 6 818 135 4362